Donnerstag, 17. Februar 2011

„Die App stirbt aus“: Warum Zukunftsforscher Graf unrecht hat

Dieser Text erschien gestern bereits unter Ethority.de/weblog. Die Kommentare dort erweitern die Story noch um einige interessante Gedanken.

Bei heute.de ist gestern ein erstaunliches Interview mit Joachim Graf online gegangen. Der Zukunftsforscher sieht keine guten Aussichten für Apps und wohl auch für die dazugehörige App-Ökonomie. „Ich wage die ketzerische These, dass ihr Lebenszyklus beschränkt ist“, sagt Graf. „Sie erinnern mich an den Erfolg des Commodore C64. Der war in den Achtzigern als Spielkonsole äußerst populär und verkaufte über 30 Millionen Geräte. Doch mit dem Siegeszug der offenen, aufrüstbaren Intel-PC begann sein Abstieg. Ich prophezeie der mobilen App das gleiche Schicksal.“

Der Experte glaubt, dass der Erfolg von Apps immer weniger planbar wird. „Bislang war der Erfolg durch den Neuheiten-Effekt vorgegeben. Inzwischen ist die Zahl der Apps schlicht zu groß.“ Zudem hält er die Vielzahl der unschiedlichen Plattformen für „volkswirtschaftlicher Unfug“.
Der Forscher denkt jedoch zu weit in die Zukunft. Der App-Markt ist noch immer am wachsen. Das lässt sich alleine daran ablesen, dass noch immer nur ein kleiner Teil aller Kunden ein Smartphone besitzen. Heißt: Für viele Jahre werden die Verkäufe der entsprechenden Geräte noch stark zunehmen, genauso nehmen die App-Verkäufe zu. Alleine im Vergangen Jahr wurden laut Hightech-Verband Bitkom rund 900 Millionen Applikationen runtergeladen. Damit hat sich die Zahl der App-Downloads im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (plus 112 Prozent).
bitkom

Dieser Trend wird auch nicht abbrechen. Denn laut den Marktforschern von Gartner sollen 2011 weltweit 17,7 Milliarden Apps heruntergeladen werden. Das würde wiederum eine Verdopplung bedeuten. 2010 lagen die Downloads noch bei 8,2 Milliarden. "Apps sind keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern entwickeln sich zu einem festen Bestandteil zukünftiger Informations-Nutzung", zitiert Chip Online die Gartner-Analystin Stephanie Baghdassarian.

Der Zukunftsforscher hat aus einer rein wissenschaftlichen Sicht recht, wenn er anführt, dass die App-Ökonomie seltsam ist. Eine offene Plattform über die alle Applikationen laufen würden, wäre natürlich aus Entwicklersicht wünschenswert, ist aber völlig unrealistisch. Wirtschaftliche Entwicklungen folgen keiner Logik. Es werden immer unterschiedliche Systeme gegeneinander kämpfen.

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