Wie bei vielen Technik-Themen mit denen sich Verlage und Medienhäuser beschäftigen, ist es auch in der Sache Apple vs. Verlage schwierig den Überblick zu behalten. Deshalb hier ein paar Fetzen zur orientierung.
Darum geht es:
Die Medienhäuser wollen sich dagegen wehren, dass Apple künftig erreichen will, dass die Verlage die digitalen Zeitungs-Verkäufe über iTunes abwickeln. Dann würden beim Computerhersteller 30 Prozent des Umsatzes und die Kundendaten verbleiben. Bisher genehmigt Apple den Verlagen auch App-Inhalte, die nicht über iTunes verkauft wurden. „Im Falle der Verleger würde das bedeuten: Für jede einzelne Ausgabe der iPad-Version von “Spiegel”, “FAZ” oder “Bild” würde Apple sich 30 Prozent abzweigen. Eine stolze Summe, gemessen etwa daran, dass eine “Spiegel”-Ausgabe für das iPad derzeit 3,99 Euro kostet“, fasst Basicthinking.de sehr gut zusammen.
So reagieren die Verlage:
„In Benelux, Großbritannien, Frankreich und Deutschland wächst der Widerstand gegen die neue Geschäftspolitik von Apple. In den Gesprächen mit Apple sind die Fronten verhärtet, berichten Beteiligte. Bereits im März wollen sich die Zeitschriftenverlage aus aller Welt in Berlin treffen, um Apple eine gemeinsame Position zu übermitteln. Doch ein Einlenken des Computerherstellers ist nicht in Sicht“, schreibt das Handelsblatt.
In einem Interview bei MEEDIA erklärte mir der VDZ-Geschäftsführer Wolfgang Fürstner: „Vereinfacht dargestellt sagt Apple nun: Ab jetzt schließt nicht mehr Ihr, liebe Verlage, die Verträge mit den Kunden, sondern wir. Und übrigens: Das kostet auch noch 30 Prozent Provision. Die Verlage belastet insbesondere, dass sie den Kontakt zu den Abonnenten verlieren. Das lässt die Endkundenbeziehungen zu einer Blackbox werden. Setzt Apple seine Vorstellungen durch, dann tappen die Verlage bald komplett im Dunkeln. Sie wissen dann nicht mehr, was ihre Leser wollen und welche Zielgruppen sie ihren Anzeigenkunden bieten können.“
Tatsächlich ist es aber nicht so, dass Apple automatisch alle Daten behalten will. Spätestens mit Einführung des neuen Betriebssystems iOS 4.3 sollen die Kunden jedoch selbst entscheiden dürfen, ob Apple ihre Daten an die Verlage weiterreicht oder nicht.
Für das Handelsblatt ist The Daily die neue Blaupause für die Umarmungsstragie von Apple: „Das Zeitungsabo ist da nur noch einen Knopfdruck entfernt und verlängert sich automatisch für einen gewählten Zeitraum. Eine Kündigung erfolgt ebenfalls über den Appstore. Abos sind in Zukunft günstiger als der Einzelbezug.“ Selbst wenn ein Kunde jedoch einwilligt, seine Daten an die Medienhäuser weiterzugeben bleiben sie doch immer auf dem Apple-Server liegen. Defacto verlieren die Verlage die Kontrolle über die Datensätze. Läuft ein Abo aus, wird es später unmöglich bei den abgesprungen Abonnenten noch einmal nachzufassen.
Wie netter Versuch Apple mit Wattenbällchen zu bewerfen liest sich die Erklärung des europäische Zeitungsverlegerverband, den Turi2 zusammenfasst: „Die ENPA fordert Apple dazu auf, Verlagen einen freien Zugang zum iPad zu gewähren, ohne ein bestimmtes Geschäftsmodell vorzuschreiben. Die Verlage sollten nicht nur einen direkten Kontakt zum Kunden haben, sondern auch frei über Preis und Abrechnung bestimmen können.“
Fazit:
Grundsätzlich bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass die meisten Medienmanager das Thema Apple zu naiv angegangen sind. Es hätte die Verlagstrategen nicht so überraschen dürfen, dass Apple mitten im Spiegel die Regeln ändert. Das ist in der Vergangenheit immer mal wieder passiert. Nach der Diskussion um Google-News zeigen viele Medienmacher nun ein weiteres Mal, dass sie die Denk- und Vorgehensweisen von Web-Companys noch nicht verstanden haben.
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